Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg

Dichter, Übersetzer und Jurist (1750 - 1819)

Graf Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (die offizielle Bezeichnung zum kürzeren Rufnamen) wurde im damals unter dänischer Regierung stehenden Bramstedt geboren. Sein Vater war im dänischen Königshaus tätig, so wuchs er in Dänemark auf. Die Erziehung war adelig elitär, aber „dänisch ungezwungen“, was für sein Leben sehr prägend war. Der frühe Tod des Vaters führte zur Erziehung durch den befreundeten „bürgerlichen“ Dichter Friedrich Gottlieb Klopstock.

Zusammen mit seinem Bruder studierte er ab 1770 Rechtswissenschaften in Halle, ging aber später nach Göttingen, um „regeren Anteil am kulturellen Leben zu erhalten“. Hier entstand eine Freundschaft u. a. mit Johann Heinrich Voß, neben dem Stolberg dann zu den talentiertesten Schriftstellern im Dichterbund „Göttinger Hain“ gezählt wurde, der ihn schon1772 als Mitglied aufnahm. 1773 beendete er das Studium und ging nach kurzem Aufenthalt in Kopenhagen nach Hamburg. Er wurde in die Freimaurerloge „Zu den 3 Rosen“ aufgenommen, wurde dort auch „Meister“, zog sich aber schon 1775 aus dem Bund zurück. Er genügte seinen Ansprüchen nicht.

1775 unternahm er mit Johann Wolfgang von Goethe, den er über einen Freund kennenlernte, eine Bildungsreise durch die Schweiz und begleitete ihn bis Weimar. Eine dort vom Herzog Carl August angebotene Stelle als Kammerherr nahm er an, ging aber schon 1776 nach Lübeck, um für den Fürstbischof und späteren Herzog von Oldenburg als Gesandter in Kopenhagen tätig zu werden. Der „Job“ war ihm schon kurz darauf lästig und er unternahm ständig Reisen zu seinem Bruder und zu anderen Familien auf deren Güter, um sich den repräsentativen Verpflichtungen zu entziehen. 1781 ging er dann nach Eutin, um eine neue Aufgabe als „Oberschenk“ (Verantwortlicher für die Keller und Vorratskammern) zu übernehmen. Auch in dieser Aufgabe unterfordert und unzufrieden unternahm er wieder Reisen und verschaffte nebenbei seinem Freund Johann Heinrich Voß eine Stelle als Schulleiter in Eutin (Rundgangstation 3).

Es folgten weitere Funktionen, die ihn nie ausfüllten. Er reiste wieder ständig und lernte nach dem Tod seiner ersten Frau seine zweite kennen, die ihn nach wirtschaftlich desaströsen Phasen finanziell unabhängig machte. Von 1791-1800 war er Präsident der fürstbischöflichen Kollegien in Eutin, wo er zum „Eutiner Kreis“ stieß, einer Gruppe Intellektueller, die den Begriff „Eutin, Weimar des Nordens“, prägten! Als Bedingung des Amtsantritts (!) verhandelte er eine erneute, 2-jährige Reise, die ihn durch die Schweiz, Italien und Sizilien führte. Auf dieser Reise lernte er die Fürstin Amalie von Gallitzin aus Münster kennen. Dies sollte erhebliche Folgen haben.

Der Protestant Stolberg stritt damals heftig mit dem Generalsuperintendenten (in Schleswig) Jacob Georg Christian Adler über dessen evangelische Ansichten („Aufklärungstheorie“). Anfang 1800 legte Stolberg dann alle öffentlichen Ämter nieder, ging nach Münster und konvertierte mit Frau und Kindern (bis auf eines) zum katholischen Glauben. Die Firmung erfolgte in der Hauskapelle der Fürstin von Gallitzin. Mit der Konversion sorgte er bei den Grafen von Stolberg und bei den Protestanten Deutschlands für sehr großes Aufsehen. Noch 19 Jahre später verfasste Johann Heinrich Voß hierzu 2 Schmähschriften über Stolberg, mit dem Stolberg bereits während seiner Eutiner Zeit im Streit um die Bewertung der Französischen Revolution brach (dieser Streit beendete auch den o. g. kulturgeschichtlich bedeutsamen „Eutiner Kreis“).

Trotz des recht unsteten Lebens schrieb Stolberg viele Oden, Balladen, Dramen, Satiren und -natürlich- Reiseberichte. Er war berühmter Übersetzer antiker griechischer Werke, insb. der Ilias, von Werken Platons und von Aischylos. 1806-1818 schrieb er als konvertierter Katholik die Geschichte der „Religion Jesu Christi“ in 15 Bänden und zwei Registerbänden!

Stolberg lebte von 1801-1812 im „Haus Lütkenbeck“ vor den Toren Münsters, zog dann auf das Gut Sondermühlen bei Osnabrück, wo er am 05. Dezember 1819 verstarb. Er hinterließ sage und schreibe 17 Kinder aus seinen zwei Ehen! Nachfahren wirken bis heute in Deutschland.

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