Friedridch Adolf Trendelenburg
Philosoph und Pädagoge (1802 - 1872)
Friedrich Adolf Trendelenburg, Sohn eines Hochfürstlichen „Postcommissarius“ in Eutin, studierte nach dem Besuch des Gymnasiums in Eutin an den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin Philologie und Philosophie. Insbesondere faszinierten ihn die antiken Philosophen Aristoteles und Platon, später auch Kant, den er in Folge aber auch sehr kritisieren sollte.
Direkt nach dem Studium wurde ihm ein Lehrstuhl an der Universität Kiel angeboten, den er aber ablehnte. Er ging für 7 Jahre (1826 – 1833) als Hauslehrer zum preußischen Generalpostmeister Karl Friederich Ferdinand von Nagler, einem Schwager des 1. Preußischen Kulturministers Karl vom Stein zum Altenstein. Er setzte sich dort in seiner Freizeit weiter kritisch mit den Philosophien des Aristoteles auseinander, den er grundsätzlich sehr schätzte. Er schuf in Folge ein wesentlich an Aristoteles anknüpfendes System der Logik und Erkenntnislehre (Abgleich der theoretischen Philosophie mit der Realität insb. der Entwicklung der Menschheit in der Historie), denn er widmete sich lieber den Problemen der realen Welt und betrachtete Ethik/Philosophie im Kontext von Politik und Geschichte statt im Rahmen rein philosophischer Formulierungen oder Begriffe. Er betonte diese Sichtweise besonders in seinem Hauptwerk „Logische Untersuchungen“. Heute würde man ihn evtl. als „Realo“ der Philosophie bezeichnen.
1833 wurde Trendelenburg vom Kulturminister zum Altenstein zum außerordentlichen Professor ernannt. Dies war allerdings ein unbezahlter Posten, sodass er zusätzlich eine Stelle im Kulturministerium erhielt. 4 Jahre später wurde er dann zum ordentlichen Professor für praktische Philosophie und Pädagogik befördert. Er war Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften sowie Mitglied und mit kurzer Unterbrechung Vorsitzender der wissenschaftlichen Prüfungskommission an der Universität in Berlin. Dort prüfte er von 1835-1872 fast alle Kandidaten für den preußischen Schulberuf in Deutsch, Philosophie und Pädagogik. Rektor der Berliner Universität war er insgesamt dreimal.
Große Wirkung erzielte Trendelenburg mit seinen Vorlesungen zur Geschichte der Philosophie und ergänzenden Disziplinen wie Logik, Metaphysik, Ethik, Rechtsphilosophie und Psychologie.
Zur Begleitung seiner Vorlesungen führte er als einer der ersten regelmäßige Übungen ein!
Er verfasste zahlreiche Fachliteratur zur Deutung der Philosophie.
Trendelenburg war einer der einflussreichsten „nachidealistischen“ Philosophen und 1840-1870 die dominierende philosophische Gestalt der Universität Berlin. Er gilt als Vertreter eines klaren Ideal-Realismus, der seine Basis bei Aristoteles mit kritischer Sicht festmachte. Er war ein entschiedener Gegner von Hegel, Kant und Schopenhauer, mit denen er sich teils heftige Auseinandersetzungen lieferte, da er begriffliche und interpretierende Starrheit ohne Bezug auf die reale Entwicklung in der Historie ablehnte. Für ihm musste alle philosophische Erkenntnis die Erfahrung aus der historischen Entwicklung zum Ausgangspunkt nehmen. Die Kontroverse mit dem Philosophen Kuno Fischer zu einer Theorie von Kant („Die Raumlehre“) ging als die „Trendelenburg-Fischer-Debatte“ in die Geschichte der Philosophie ein.
Nach einem Gehirnschlag 1870 musste er seine Vorlesungen an der Universität beenden.
Trendelenburg erhielt in seiner Zeit des wissenschaftlichen Wirkens viele Auszeichnungen und schuf zahlreiche wissenschaftliche Werke, die teils auch die Hochschulpolitik Preußens beeinflussten. Mitglied der Friedensklasse des Ordens „Pour le Mérite“ für Wissenschaften und Künste wurde er kurz vor seinem Tod im Jahr 1872.
Friedrich Adolf Trendelenburg verstarb am 24. Januar 1872 in Berlin. Eine Ehrentafel an seinem Geburtshaus in der Lübecker Straße 1o in Eutin erinnert an sein Wirken.
