Christian Cassius
Verwaltungsbeamter und Kanzleidirektor dreier Fürstbischöfe von Lübeck (1609 - 1676)
Christian Cassius war ein Sohn eines herzoglichen Sekretärs am Schleswiger Hof. Ein anspruchsvoller Bildungsweg war damit vorgezeichnet. Er besuchte die Dom-Schule in Schleswig und anschließend das Akademische Gymnasium in Hamburg. Dann studierte er von 1628 – 1631 Philologie, Geschichte und Politik in Paris. Er wohnte in dieser Zeit bei Hugo Grotius (der als „Wunderkind“ schon mit 12 Jahren fließend Latein und Griechisch sprach).
1632 ging er an die Universität Leiden und trat dann 1634 in die Dienste des Lübecker Fürstbischof Johann (genannt „Hans“). Damit begann seine Eutiner Zeit, denn das Fürstbistum Lübeck bzw. Hochstift Lübeck umfasste auch das Kollegiatsstift Eutin und die Fürstbischöfe verlegten den Residenzsitz bereits 1350 endgültig nach Eutin (in das heutige Schloss).
Für Christian Cassius begann eine große Karriere. Er wurde zunächst Kammer-Sekretär des Fürstbischof Johann. 1638 wurde er dann Rat, 1644 Geheimrat (quasi „Regierungsmitglied“, wobei die letzte Entscheidung immer der Fürstbischof traf, also mehr eine beratende Funktion). Gleichzeitig wurde er Kanzlei-Direktor (heute ähnlich dem „Hauptverwaltungsbeamten“ z. B. in einer Kreisverwaltung). Er saß also „ganz oben“ in der Verwaltung des Fürstbistums! Diese Funktionen behielt er auch unter den Nachfolgern von Johann, zunächst Christian Albrecht (Gründer der Universität Kiel) und dann August Friedrich.
Cassius vertrat den Eutiner Hof erfolgreich in mehreren diplomatischen Missionen. Besonders erfolgreich wirkte er 1647 und 1648 in Osnabrück bei den Verhandlungen zum Westfälischen Frieden, der den 30jährigen Krieg beendete. Es gelang ihm, den Bestand des nach dem Krieg einzig verbliebenen protestantischen Fürstbistums, also Lübeck, zu sichern. 1653 vertrat er dann das Fürstbistum auf dem Reichstag in Regensburg.
Christian Cassius war auch Dekan des Kollegiatsstift St. Michael in Eutin. Der Sankt-Michaelis-Kirche stiftete er 1668 den hier im Altarraum stehenden Altar, der später nach ihm benannt wurde. Der Altar zeigt Bilder des Abendmahls und der Auferstehung Christi vom damals berühmten Maler Jürgen Ovens. Er ist heute nur noch in Teilen erhalten, strahlt aber eine starke Wirkung an seinem perfekt gewählten Standort aus.
Cassius war 3-mal verheiratet, starb aber kinderlos am 06. Oktober 1676 in Eutin.
Seine oben genannten Funktionen behielt er in Achtung seiner wichtigen diplomatischen Leistungen für das Fürstbistum bis zu seinem Tod.
Ein "Eutiner in Paris", Vortrag von Professor Dr. Walter (Landesbibliothek Eutin)